Schönes Schreiben?

Manchmal schäme ich mich.

 

Als Schriftstellerin muss man online aktiv sein: in den sozialen Netzwerken, auf einer Homepage. Sagt der Verlag. Sagt die Agentur. Sagt jeder Ratgeber. Präsent sein. Sich als Marke aufbauen. Leserbindung betreiben.

Ich überwinde meine eigentliche Scheu, mache all dies und trotzdem: manchmal schäme ich mich. Zwischen all den Meldungen darüber schreiben, dass man etwas schreibt? Bücher macht? Geschichten erzählt? Es scheint mir so schrecklich banal, eine unerträgliche Selbstbeweihräucherung angesichts all der Dinge, die auf der Welt passieren.

 

Sollte man nicht ganz viel anderes tun? Stift und Tastatur aus der Hand legen: Taten statt Worte?

 

Manchmal schäme ich mich. Dann denke ich: Wenigstens den Mund aufmachen! Themen benennen, die einem wichtig vorkommen! Auf die dunklen Flecken hindeuten!

Mache ich. Habe ich sogar immer gern gemacht, irgendwie. Vielleicht gibt es in meiner Persönlichkeit sogar eine natürliche Tendenz, stets in den Keller zu fallen, wenn ich eigentlich versucht habe, auf den Balkon zu steigen und die Sonne zu genießen...

 

Trotzdem: manchmal schäme ich mich.

Und dann, ganz vorsichtig, und zum ersten Mal seit ich schreibe, ein Gedanke: Warum nicht einmal etwas Schönes schreiben? Warum nicht über dem Diamanten schreiben, der in der Dunkelheit der Mine an der Wand glitzert? Warum nicht über die eine Blume schreiben, die die Sense überlebt hat? Vielleicht ist das ebenso wichtig, vielleicht hat es ebenso eine Berechtigung.

 

Vielleicht darf man das tun, und stellt irgendwann fest: das war es. Das ist das, für das ich mich nicht schämen muss. Ich habe die Schönheit gesehen.

 

 

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