Über Zivilcourage

Das Wort Zivilcourage wurde erstmals 1835 im Französischen nachgewiesen, als "courage civil, den Mut des Einzelnen zum eigenen Urteil".

Der erste Deutsche, der den Begriff nachweislich gebraucht hat, war der junge Bismarck, der im Jahre 1847 von einem Verwandten den Mut gefordert hat, ihm in einer Debatte beizustehen - was dieser nicht tat.

 

eine gute Definition über Zivilcourage findet sich bei Gerd Meyer, Politikwissenschaftler der Universität Tübingen:

 

"Zivilcourage ist ein spezifischer Typus sozialen Handelns, das sich

  • in spezifischen Situationen
  • in unterschiedlichen sozialen Kontexten und Öffentlichkeiten vollzieht, indem
  • eine Person (seltener eine Gruppe) freiwillig eintritt
  • für die legitimen, primär nicht-materiellen Interessen und die personale Integrität vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst, und
  • sich dabei an humanen und demokratischen Prinzipien orientiert.

Zivilcouragiertes Handeln geschieht in Situationen, die charakterisiert sind durch:

  • ein Geschehen, das zentrale Wertüberzeugungen oder die Integrität einer Person verletzt
  • einen daraus resultierenden Konflikt mit anderen;
  • Handlungsdruck, aber auch Handlungsspielraum;
  • Öffentlichkeit (in der Regel sind mehr als zwei Personen anwesend)
  • ein reales oder subjektiv wahrgenommens Machtungleichgewicht zuungunsten dessen, der mutig handeln will, etwa in einer Minderheits-/Mehrheitssituation in Gruppen oder als Verhältnis der Über-/Unterordnung bzw. Abhängigkeit, die oft mit Anpassungsdruck verbunden sind;"
  • Risiken, d.h. der Erfolg zivilcouragierten Handelns ist unsicher und der Handelnde ist bereit, mögliche Nachteile in Kauf zu nehmen.

Quelle: Gerd Meyer u.a. (Hrsg.): Zivilcourage lernen

 

In "Wach auf, wenn du dich traust", habe ich mich auf einen umfassenderen Zivilcourage-Begriff konzentriert, der nicht nur das spontane Eingreifen in einer Akutsituation meint, sondern bei dem es um Gruppendynamik geht und den Mut, sich gegen eine Mehrzahl (die Gruppe der anderen Jugendlichen), eine Autorität (die Jugendleiter) zu stellen und den eigenen Nachteil dabei in Kauf zu nehmen - all das hat Jenny getan, weil sie ihre innere Stimme nicht ignorieren konnte (der Arbeitstitel des Buches war übrigens nicht umsonst "die innere Insel".)